Wirklichkeitsebene
In der Wirtschaftssoziologie:
[1] in der phänomenologischen Soziologie: die durch soziale Prozesse am besten gesicherte und fundamentale Wirklichkeit ist die Wirklichkeit der Alltagswelt. Ihr gegenüber erscheinen alle anderen Wirklichkeiten (wie Traum, Spiel, Wissenschaft) als schwach und eng begrenzt. Die verschiedenen Sinnprovinzen der Wirklichkeit werden durch eine oberste symbolische Sinnwelt (z.B. Religion, Nationalkultur) zusammengehalten und nach dem ihnen zugeschriebenen Realitätsgehalt geordnet. W.L.B.
[2] Auch Realitäts-Irrealitätsebene, in der Sozialpsychologie: das Ausmass, in dem Ereignisse oder Sachverhalte als wirklich gedacht, erlebt oder wahrgenommen werden. Die Wirklichkeitsebene spielt z.B. bei Überlegungen über die Frage eine Rolle, ob ein bestimmtes Ziel angestrebt werden soll oder nicht, oder auch bei Überlegungen über das eigene voraussichtliche Verhalten in Konfliktsituationen: das Anspruchsniveau von Personen oder Gruppen wird nicht nur von ihren Wünschen, sondern auch von Überlegungen über die wirkliche Erreichbarkeit der Ziele bestimmt und variiert im Experiment nach dem Grad, in dem die betreffende Situation als real eingeschätzt wird; ebenso fallen hypothetische Moralüberlegungen anders aus als Entscheidungen in realen Konflikten (z.B. könnte jemand, der in einem Interview gefragt wird, ob er der Heirat seiner eigenen Tochter mit einem Afrikaner zustimmen würde, mit „Ja“ antworten, im „Ernstfall“ dann aber doch seine Zustimmung verweigern). Die Realitäts- und Irrealitätsebenen sind beim normalen Erwachsenen deutlicher getrennt als beim Kind und bei bestimmten Geisteskrankheiten, ebenso bei Gegenwartserlebnissen stärker als bei Vorstellungen, die sich auf Vergangenes und Zukünftiges beziehen.
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