Überdetermination
In der Wirtschaftssoziologie:
[1] auch: überdeterminierender Widerspruch, bezeichnet in der strukturalen Revision der dogmatisch-marxistischen Tradition die Einsicht, dass der Einfluss des ökonomischen Produktionssystems auf Politik, Kultur, Staat, Recht etc. nur als relativ beiläufig, wenn nicht sogar gebrochen zu denken ist. Damit soll die gesellschaftliche Wirkungsmächtigkeit des \'Überbaus\' betont und die Marxsche Basis- Überbau-Metapher gegen mechanische, ökonomistische Interpretationen immunisiert werden. Gegenüber dem Kausalitätsdogma der letztinstanzlichen Ableitung des Überbaus von der Basis wird damit jene relative Autonomie auch erkenntnistheoretisch pointiert. Die ökonomische Dialektik mache sich „nie in einem reinen Zustand geltend“ (L. Althusser).
[2] In der Psychoanalyse bei S. Freud ursprünglich die mehrfache Bestimmtheit von Bildungen des Unbewussten (Traumelemente, Symbole u.a.) sowohl im Sinne der Genese wie der Deutung. Die Ü. zeigt sich in der prinzipiellen Vieldeutigkeit, in der Sprachähnlichkeit der unbewussten Bildungen, in denen sich, wie in sprachlichen Äusserungen, jeweils verschiedene Bedeutungsreihen auf Grund von Verschiebung und Verdichtung überschneiden.
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