Methode, biographische
In der Wirtschaftssoziologie:
früher oft bedeutungsgleich mit Biographieforschung, heute meist allein die Methoden der Erhebung und Auswertung von biographischem Datenmaterial. Unterschieden werden kann zwischen der Erhebung von Lebensgeschichten (oder von Abschnitten daraus) durch biographische Interviews und andere Befragungswege und der Erhebung von in der sozialen Welt schon verfasstem biographischem Datenmaterial (Familienchroniken, Autobiographien für private Zwecke, Tagebücher, Privatbriefe, Fotoalben usw.) etwa mittels gezielter Sammlung oder mittels öffentlichem Aufruf, solche Materialien dem Sozialforscher zu überlassen. Anderen Datenformen gegenüber hat das so erhobene biographische Material die Vorzüge, die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Persönlichkeitsentwicklung und sozialer Umwelt im Detail und als Prozess sowie Auskunft über Vorgänge und Einstellungen unterhalb von institutionellen Regeln zu gestatten. Hauptanwendungsgebiete der b.n Methode, biographische sind Jugendforschung, Soziologie des Alterns, Kriminologie und Soziologie des abweichenden Verhaltens, Frauenforschung, Oral History, Charakterologie und Psychiatrie. Nachdem die b. Methode, biographische nach vielversprechenden Anfängen in der Chicagoer Schule der Soziologie sowie in Polen (F. Znaniecki) zurückgegangen war, erhielt sie seit den 1970er Jahren zuerst in Forschungen über Bewusstsein und Lebensführung von Arbeitern und dann in anderen Feldern neues Gewicht.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|