Kulturindustrie
In der Wirtschaftssoziologie:
von M. Horkheimer und T.W. Adorno (1947) eingeführter Begriff für das Insgesamt der Massenmedien (Schallplatten, Radio, Fernsehegerät, Illustrierte usw.), die alle möglichen Elemente der „hohen“ und der „niederen“ Kultur vermischen und durch ihre Programmangebote auf die Beherrschung der Menschen aus sind, auf deren Integration ins Bestehende (durch planmässige Berechnung der Wirkungen auf Wünsche, Phantasien usw. der Abnehmer). „An den Mann gebracht wird allgemeines unkritisches Einverständnis, Reklame gemacht für die Welt, so wie ein jedes kulturindustrielles Produkt seine eigene Reklame ist“ (Adorno 1963). Andere Folgen der Kulturindustrie sind, dass das Kunstwerk, nunmehr beliebig reproduzierbar, seine Autonomie verliert, dass die dargestellten Erfahrungsgehalte planiert werden („Das gemütliche alte Wirtshaus demoliert der Farbfilm mehr, als Bomben es vermochten: er rottet noch seine imago aus“. A.a.O.). Die mit Kulturindustrie verbundenen Thesen hatten in den 1960er und 1970er Jahren in Westdeutschland weitreichenden Einfluss, weil hier eine Erklärung dafür gefunden schien, weshalb sich die meisten Menschen wenig politisch engagierten, kaum an eine Gesellschaftsveränderung glaubten. Gegenüber solch popularisierten Fassungen des Gedankens ist allerdings daran zu erinnern, dass Adorno die Kulturindustrie zwar für eine zentrale Ideologie hielt, aber nicht für eine, die jedes Bewusstsein der „Konsumenten“ notwendigerweise einfärbt.
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