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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Jugendkultur

In der Wirtschaftssoziologie: youth culture, allgemein die Gesellungsformen von Jugendlichen sowie die darin wirkenden Normen und Wertvorstellungen, durch die sich Jugendliche (in der modernen Gesellschaft) von Erwachsenen unterscheiden. Die Bezeichnung Jugendkultur wird in vielfältiger Bedeutung und manchmal unscharf gebraucht. [1] Die Jugendbewegung seit Ende des 19. Jahrhunderts hat Jugendkultur als Entwurf einer eigenen, von der Jugend bestimmten und ihr angemessenen Lebensweise (samt Liedgut, Dichtung und Umgangsformen) vorgeschlagen. Jugendforscher, die aus dieser politischen und pädagogischen Tradition heraus Jugendkultur verwenden, denken meist an die von Jugendlichen selbst geschaffenen kulturellen Elemente und Sozialformen (rechnen also Einflüsse aus dem Kommerziellen nicht hinzu). [2] Seitenverkehrt zu [1] verstehen manche unter Jugendkultur vor allem solche Vorstellungen und Verhaltensweisen von Jugendlichen, die aus der kommerziellen Verwertung eines gesellschaftlichen Jugend- und Jugendlichkeitsideals stammen (Star-Kult, kommerzielle Fan-Clubs, Mode usw.). [3] Einige soziologische Theoretiker (S.N. Eisenstadt 1956, T. Parsons) verstehen unter Jugendkultur das Geflecht der altershomogenen Gruppen, Bekanntschaftsnetze und Cliquen, das beim Übergang von der partiku-laristischen Welt der Herkunftsfamilie zur universalistischen Welt der Erwachsenenrollen entsteht. Ein Strukturwiderspruch zwischen Familie und Gesellschaft werde von den Jugendlichen mit Hilfe von Jugendkultur in diesem Sinne gelöst (die jugendlichen Gruppen erleichtern die Herausbildung einiger nicht-familiärer Dispositionen), mindestens bearbeitet. [4] Jugendkultur Coleman (1961) behauptet die Existenz einer eigenständigen Jugendkultur (als gesellschaftlicher Teilkultur neben anderen), belegt über die jugendlichen Gesellungsformen hinaus durch Hinweis auf eine autonome Wertewelt (Sport und Mode, Autos und dating), autonom auch in dem Sinne, als die Jugendlichen sich vor allem an Gleichaltrigen orientieren, nicht an Erwachsenen. Diese These hat eine intensive Debatte in der Jugendsoziologie ausgelöst, die zu Relativierungen führte. [5] Manche verstehen unter Jugendkultur (auch: jugendliche Gegenkultur) vor allem jene Gruppen und Bewegungen (seit den 1950er Jahren, vor allem aber seit der Studentenbewegung), die sich ausdrücklich und in ihrer Lebensweise (u.U. auch subversiv) gegen die bestehende Gesellschaft richten (Hippies, Punker z.B.). [6] Von einem integrativen Ansatz her gilt Jugendkultur als Bereich der von Jugendlichen getragenen Vorstellungen, Lebensentwürfe, Stilelemente, Gesellungsformen usw., zunächst ganz gleich, ob diese kommerziell induziert, von internationalen Vorbildern her übernommen oder selbst produziert sind (die Unterscheidung fällt hier ja immer schwerer), um dann das innere Spannungsfeld dieser Sozialformen und kulturellen Motive sozialgeschichtlich aufschlüsseln zu können.



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