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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Historismus

In der Wirtschaftssoziologie: [1] Bezeichnung für besonders in der deutschen Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts einflussreiche Strömungen, die darin übereinstimmen, in der „Geschichtlichkeit“ (d.h. dem Bewusstsein der Prägung durch die eigene Vergangenheit und der Einbettung in Traditionszusammenhänge) das Wesen menschlicher Existenz zu sehen sowie die geschichtliche Herkunft und Formung jeglicher Ideen und Institutionen zu betonen. [2] In der deutschen Geschichtswissenschaft lange Zeit vorherrschende Richtung, die in Abgrenzung sowohl zu einer am Naturrecht orientierten normativen Betrachtung als auch zu dem Bemühen, Gesetzmässigkeiten in der Geschichte festzustellen, das Verstehen historischer Erscheinungen aus ihrem Gewachsensein, aus ihrer Einordnung in den historischen Ablauf lehrte. Diesen Erscheinungen wird Einmaligkeit, Unvergleichbarkeit sowie aufgrund ihrer blossen Verwirklichung in der Geschichte ein Wert an sich zugeschrieben, so dass nur verstehendes Einfühlen in ihre Individualität als angemessene Erkenntnisweise gilt. Durch Ablehnung abstrakter überzeitlicher Prinzipien kann der Historismus schliesslich in einen Erkenntnis- und Wertrelativismus münden, da sowohl die Bedingtheit des eigenen historischen Standorts als auch die in sich geschlossene Individualität eines vergangenen Ereignisses ein sicheres Wissen verhindern müssten und die Anwendung „absoluter“, aber letztlich durch eine bestimmte Epoche geprägter Wertmassstäbe nicht angemessen sei. Nicht zuletzt dieser Relativismus führte bei konservativen wie auch liberalen Vertretern des Historismus zur Hervorhebung der Nation als dem verbleibenden Bezugsrahmen und zur Verklärung des Staates als eigentlich handelndes Geschichtssubjekt. [3] Parallel zum Historismus in der Geschichtswissenschaft entstanden insbesondere in der Wirtschafts- und Rechtswissenschaft „historische Schulen“, die zugunsten der Darstellung der historischen Entstehung ihrer Gegenstände deren systematisch-theoretische Erfassung in den Hintergrund drängten. [4] Als Historismus wird gelegentlich die Übertragung geschichtsphilosophischer Doktrinen auf die Sozialwissenschaften bezeichnet.



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