Bildungsexpansion

Der Begriff "Bildungsexpansion" bezeichnet in einer engen Definition der Bildungsforschung den Ausbau der sekundären (Klassen 5 bis 13 und berufliche Schulen) und tertiären Bereiche (Hoch- und Fachschulen) des Bildungswesens. Der Begriff kam mit den bildungspolitischen Diskussionen der 60er Jahre in Mode.

Mit "Bildungsexpansion" wird aus einer umfassenderen Perspektive umschrieben, dass immer mehr Menschen immer höhere Bildungsabschlüsse erreichen. Darunter aber allein nur Schulabschlüsse zu zählen, ist streng genommen falsch, denn mit dem rasanten technischen Wandel am Arbeitsplatz, der Internationalisierung und der Spezialisierung sowie der gleichzeitigen Aufweichung der Grenzen zwischen vielen Branchen wächst der Druck zum lebenslangem Lernen. Mit ihm gehen Fortbildungslehrgänge, betriebliche Schulungen und Fernstudiengänge einher.

Die Sozialstruktur-Forschung belegt den Wandel mit Daten:

• Noch in den 50er Jahren waren die Un- und Angelernten unter den Berufstätigen in der Mehrheit. Heute sind sie in der Minderheit.
• In der Hauptschule wurden in den 50er Jahren noch 80 Prozent der Schüler unterrichtet. Heute wird sie nicht einmal von jedem Dritten Siebtklässler besucht.
• Die Abiturquote explodierte von sechs Prozent 1960 auf nun rund 30 Prozent.

Die Bildungsexpansion ist nur zum Teil auf die politische Förderung (Einführung des BaFÖG, Ausbau der Universitäten) zurückzuführen. Der Bedarf nach Bildung ist auch Ergebnis des gesellschaftlichen Wandels hin zu einer "Wissensgesellschaft", in der Bildung immer wichtiger wird. Überspitzt ausgedrückt: Der gesellschaftliche Wohlstandszuwachs hängt immer stärker von der Arbeit der Köpfe und nicht der Hände ab.