Postmaterialismus
In der Wirtschaftssoziologie:
in Forschungen zum Wertwandel eine durch den amerikanischen Politikwissenschaftler R. Inglehart geprägte Erklärungsformel für den Anstieg politischer Teilhabewünsche seit Ende der 1960er Jahre. Danach befriedigen Menschen zuerst physiologische oder „materialistische“ Bedürfnisse, wie Hunger und Sicherheit, und später „postmaterialistische“ Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Selbstverwirklichung, wie freie Meinungsäusserung und Mitbestimmung. Die Bedürfnisse, die in den prägenden Jahren der Jugend nur mangelhaft befriedigt werden können, bleiben über das ganze Leben bestimmend, selbst wenn die Chancen ihrer Befriedigung sich später verbessern. Die hohe materielle Versorgung der westlichen Industrieländer in den 1950er und 1960er Jahren erlaubt es den in dieser Zeit Aufwachsenden, postmaterialistische Werte zu betonen; dadurch wird erklärbar, dass auch in materiell saturierten Gesellschaften soziale Bewegungen entstehen.
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