Kundenanzahlung
(Abnehmerkredit, Anzahlung, Vorauszahlungskredit) Kredit des Auftraggebers an seinen Lieferanten und somit eine spezielle Form des Handelskredits. Der Auftraggeber zahlt vor Erhalt der vertraglich vereinbarten Lieferung oder /und Leistung zu bestimmten Terminen, die zumeist fertigungstechnisch im Zusammenhang mit dem Erstellungsfortschritt der zu erbringenden Lieferung oder/und Leistung zu sehen ist, bestimmte Teilbeträge. Die Höhe und Frequenz der Zahlungen hängen von den Usancen der jeweiligen Branche und der konjunkturellen Situation ab (Auslastungsgrad und Auftragslage). Der Kredit wird zinslos gewährt und ist kurz- bis mittelfristiger Natur.
Die Ursache für die Kreditinanspruchnahme liegt letztlich in der langen Kapitalbindungsdauer, die mit der Planung, Vorbereitung und Erstellung der Projekte verbunden ist. Die Kundenanzahlung senkt, dem Umfang sowie Zeitraum seiner Gewährung entsprechend, die Zwischenfinanzierungskosten des Auftragnehmers. Auch wird in einem gewissen Maße das Risiko der Nichtabnahme durch den Besteller reduziert. Der Auftraggeber ist dann an einer Einräumung einer Kundenanzahlung interessiert, wenn er dadurch günstigere Lieferzeiten oder Preiszugeständnisse erhalten kann. Teilweise werden Anzahlungen auch eingeräumt, um hohe Preissteigerungsraten für z. B. bestimmte Rohstoffe oder/und Wechselkursrisiken zumindest teilweise auszuschließen. Allerdings bieten sich hier i. d. R. effizientere Möglichkeiten an.
Kundenanzahlungen kommen vor im Großanlagengeschäft (Herstellung von schlüsselfertigen Anlagen, wie Kraftwerke, Fabriken), im Schiffs- und Flugzeugbau, in der Bauindustrie, in der Maschinenbauindustrie (Herstellung von Spezialmaschinen, Industrierobotern etc.), im Zusammenhang mit der Erstellung von umfangreichen Sachverständigengutachten.
Kundenanzahlung (Anzahlung, Vorauszahlungskredit, Abnehmerkredit) ist ein Kredit des Abnehmers an seinen Lieferanten, der dadurch entsteht, daß der Besteller den Kaufpreis ganz oder teilweise vor Erhalt der Kaufsache zahlt. Diese Form der Kreditgewährung kommt in der Praxis häufig vor, beispielsweise bei folgenden Branchen:
Energiewirtschaft, Gießerei, NE-Metallerzeugung, Stahl- und Leichtmetallbau, Maschinenbau, Schiffbau, Elektrotechnik, Baugewerbe.
Problem:
(1) Kundenanzahlungen sind nicht zinslos, vielmehr wird bei Leistung einer Anzahlung der Zins von vornherein vom Kaufpreis abgezogen, die Anzahlung also diskontiert geleistet.
(2) Finanzmathematisch sind zwei Fälle zu unterscheiden, die (einmalige) Vorauszahlung des gesamten diskontierten Kaufpreises und die Überweisung von Anzahlungsraten, meist während der Produktionszeit der Kaufsache.
Beispiel:
(1) Ein Bauunternehmer soll eine LKW-Garage zum Festpreis von 600 000 EUR errichten. Der Festpreis ist nach Abschluß der Bauarbeiten (120 Tage) zu zahlen. Für den Fall der Vorauszahlung bietet der Bauunternehmer einen Vorauszahlungsrabatt von 6 % an; danach wären im Zeitpunkt 0 lediglich 564 000 EUR zu entrichten.
Wie hoch ist der jährliche Effektivzins r der K.?
Beim Zweizahlungsfall läßt sich der Effektivzins bequem mit Hilfe der Zweizahlungsformel berechnen:
= 0,2071 = 20,71 (% p.J.)
(2) Eine Brauerei bestellt eine Flaschenspül- und -abfüllanlage, für die eine Produktionszeit von 10 Monaten vorgesehen ist. Wie hoch sind die Anzahlungsraten während der Produktionszeit, wenn der Festpreis von 1 000 000 EUR bei Ablieferung der Maschine zinsgerecht auf die 10 Monate verteilt wird (Kalkulationszinssatz: 1 % pro Monat)?
Die Raten g ermittelt man, indem man den Ablieferungs-Festpreis mit Hilfe des Restwertverteilungsfaktors (RVF) auf die Produktionsmonate umlegt:
g = Festpreis ? RVF10
= 1 000 000 ? 0,095582
= 95 582 (EUR/Mon)
Im Nichtbankenbereich viel verwendetes Finanzierungsverfahren: Abnehmer zahlen vor oder bei Auftragserteilung bestimmte vereinbarte Beträge auf den späteren Gesamtkaufpreis an. Anzahlungen als Forderungen können bei bestimmten Banken vorfinanziert bzw. zur Kreditabsicherung abgetreten werden.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|