Echtzeitbrutto(zahlungsverkehrs)systeme

Zahlungsverkehrssysteme, die in ihr Systemdesign liqui-ditätssparende und -steuernde Elemente einführen, bei denen Zahlungen nach Deckungsprüfung und Belastung des Auftraggebers ausgeführt werden, so dass der Zahlungsempfänger wegen der sofortigen Gutschrift unmittelbar endgültig über die empfangenen Beträge verfügen kann (Finalität) und auf Grund der Verrechnung in Zentralbankgeld weder Kredit- noch Liquiditätsrisiken ausge- setzt wird. Nachteile sind der hohe Liquiditätsbedarf und das Fehlen von wechselseitigen Anreizen zur Synchronisierung der Zahlungsströme. Die Bundesbank war hierbei Vorreiter, als sie 2001 ihr Bruttosystem ELS (Elektronischer Schalter) mit dem Hybridsystem EAF-2 zum liqui-ditätssparenden RTGSPLUS-System verschmolz. Das Konzept ist mittlerweile auch in anderen Ländern (z. B. BIREL in Italien) realisiert. In diesen neuen weiterentwickelten Echtzeitbruttosystemen werden alle eingelieferten Zahlungen - wie in herkömmlichen Echtzeitbruttosystemen -einzeltransaktionsorientiert verarbeitet und sofort endgültig ausgeführt, sofern ausreichend Deckung gegeben ist. Durch kontinuierlichen Einsatz von Algorithmen können als Deckungsmittel - neben den vom Teilnehmer auf seinem Zentralbankkonto vorhandenen Guthaben und den von der Zentralbank bereitgestellten Innertageskrediten - stark auch gegenläufige Zahlungen anderer Teilnehmer genutzt werden. Auf diese Weise wird liquiditäts-schonende Zahlungsausführung während des Tages gewährleistet. Zudem haben die Teilnehmer in den weiterentwickelten Echtzeitbruttosystemen vielfältige Möglichkeiten zur gezielten Steuerung ihres Liquiditätseinsatzes. Ggs.: Netto(zahlungsverkehrs)systeme; Zwischenform: Hybrid(zahlungsverkehrs)systeme.