Home | Finanzlexikon | Börsenlexikon | Banklexikon | Lexikon der BWL | Überblick
Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
Suche :        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   

Auswahl, theoretische

In der Wirtschaftssoziologie: theoretical sam-pling, ein von B. Glaser und Auswahl, theoretische Strauss (1967) vorgeschlagenes Auswahlverfahren, das nicht die (statistisch begründete) Abbildung einer Grundgesamtheit beabsichtigt, sondern die Entdeckung theoretisch relevanter Dimensionen oder die Entwicklung einer Typologie. Theoretische Durchdringung und Fortgang der Auswahl sollen parallel zueinander bearbeitet werden; ein erster oder einige erste Fälle (qualitative Interviews, Beobachtungen o.a.) werden im Hinblick auf die theoretisch interessierende Frage erhoben und miteinander verglichen. Die daraus entstandenen ersten theoretischen Gesichtspunkte leiten die Auswahl des nächsten Falles oder der nächsten Fälle an, entweder um die schon erreichte theoretische Einsicht zu differenzieren (nächster Fall im Hinblick auf einen minimalen Vergleich), oder um sie durch kontrastive Daten zu erweitern oder zu verunsichern (nächster Fall im Hinblick auf einen maximalen Vergleich). Nach und nach wird so eine Ausschöpfung des Feldes erreicht, eine nach aller Übersicht vollständige Erfassung des Gegenstandes (wenn neue Fälle keine Zusätze zur schon formulierten Theorie ergeben oder die beabsichtigte Typologie nicht mehr verändern oder erweitern, wenn also Sättigung erreicht ist). Die t. Auswahl, theoretische wird nur in qualitativer Sozialforschung verwendet und kann als Grundstein einer qualitativen Methodologie gelten, die davon ausgeht, dass soziale Prozesse bzw. Konstellationen in der Wirklichkeit nicht in unendlich grosser Variabilität auftreten, sondern in ihren konturierten Varianten endlich sind (ein soziokulturelles Repertoire bilden) - was das Abbruchkriterium der Sättigung rechtfertigt und allgemein den Versuch, nicht Verteilungsaussagen zu erarbeiten, sondern die konturierten Varianten gezielt zu erfassen. Eine nachfolgende quantitative Untersuchung der durch t. Auswahl, theoretische erarbeiteten Theorie oder Typologie in Richtung auf Verteilungsaussagen ist durchaus möglich, aber noch kaum versucht worden. In der Forschungspraxis ist t. Auswahl, theoretische arbeits- und zeitaufwendig (wegen der Parallelität von sukzessiver Auswahl und sukzessiver Auswertung), weshalb oft Abkürzungsverfahren im Gebrauch sind (z.B. kontrastive Auswahl aufgrund von Vorerfahrung oder vorläufiger Auswertung des schon erhobenen Materials).



<< vorhergehender Fachbegriff
 
nächster Fachbegriff >>
Auswahl, systematische
 
Auswahl, willkürliche
 
Weitere Begriffe : Klimaveränderungen | interner Leistungsbereich, strategische Planung | Inzesttabu
 
Copyright © 2015 Wirtschaftslexikon.co
Banklexikon | Börsenlexikon | Nutzungsbestimmungen | Datenschutzbestimmungen | Impressum
All rights reserved.