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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Anlegerverhalten / Behavorial Finance

Anleger verhalten sich in höchst unterschiedlicher Form. Das liegt nicht nur an den individuellen Sparzielen oder Erfahrungen. Es hängt auch mit den verschiedenen Risikotypen und anderen psychologischen Faktoren zusammen, wie Forschungen im Rahmen der Behavorial Finance zeigen. Da Viele Anleger sich dessen nicht bewusst sind, geraten sie immer wieder in "Psychofallen" und gefährden ihren Anlageerfolg.

Emotionen bestimmen das Entscheidungsverhalten vieler Anleger weit stärker, als ihnen selber bewusst ist. Diese Zusammenhänge werden im Rahmen der "Behavioral Finance" untersucht, einer Wissenschaft, die sich mit dem Einfluss psychologischer Faktoren auf die Entwicklung der Finanzmärkte beschäftigt. Zu ihren Vertretern gehört in Deutschland Rüdiger von Nitzsch, der an der Technischen Hochschule Aachen arbeitet. Auf Grund seiner Untersuchungen unterscheidet er verschiedene Anlegertypen mit entsprechend typischen Fehlern.

Einer dieser Typen ist zum Beispiel der "vorschnell Handelnde". Er verfügt nur über wenige Informationen, entscheidet hastig und ist leicht durch allgemeine Ausführungen über den zu erwartenden Börsentrend zu beeinflussen. Das Ergebnis ist, dass er oft einen viel zu hohen Einstandspreis zahlt und dann ebenso hastig und zum falschen Zeitpunkt verkauft, wie er eingestiegen ist.

Ein weiterer Typus kann als "einstandsorientiert" bezeichnet werden. Er hat von allen seinen Aktien den Einstiegspreis im Kopf und will in jedem Einzelfall mit Gewinn abschließen. Er steigt deshalb oft auch dann nicht aus einem Engagement aus, wenn weitere Verluste drohen.

Ein dritter Anlagetyp gehört zur Gruppe der Rechthaber. Er will nicht zugeben, dass er Fehler gemacht hat, ignoriert alle Nachrichten, die nicht in seine Vorstellungswelt passen. Viele Anleger - ob neu im Geschäft oder alter Börsenhase - bringen sich um einen möglichen Erfolg oder handeln sich unnötige Verluste ein, weil ihnen die eigene Psyche im Weg ist. Sie schätzen ihr Verhalten falsch ein oder treffen Anlageentscheidungen und gehen Risiken ein, für die ihre Kenntnisse (noch) nicht ausreichen. Wer nicht in seine eigene Psycho-Falle laufen will, sollte sein Verhalten immer wieder kritisch überprüfen. Das gilt für Anfänger ebenso wie für Anleger mit Erfahrung.



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