Alltagsgeschichte

In der Wirtschaftssoziologie: [1] die Sozial- und Kulturgeschichte des alltäglichen Lebens, seiner Routinen, Gewohnheiten und seiner Gerätschaften, als Teil der Geschichtswissenschaft. [2] Viele neuere Arbeiten zur Alltagsgeschichte haben das Alltagsleben der „kleinen Leute“ (der Arbeiter, der Handwerker und Bauern) sowie von Gruppen in den Mittelpunkt gestellt, die man (pointiert) als die Verlierer in der Geschichte ansehen kann (die Frauen etwa). Hierdurch soll Widerspruch eingelegt werden gegen die traditionelle Vorliebe der Geschichtswissenschaft für die historischen Grossereignisse und die historischen Persönlichkeiten, aber auch gegen die an Strukturen und Langfristprozessen orientierte neuere Gesellschaftsgeschichte. Insofern handelt es sich bei Alltagsgeschichte um einen (noch nicht abschliessend ausformulierten) Konzeptvorschlag, wie Geschichte aufzufassen sei, dass sie nämlich ohne Berücksichtigung der Alltagsgeschichte der „kleinen Leute“ nicht angemessen verstanden werden könne.