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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Rhizom

In der Wirtschaftssoziologie: In der Biologie bezeichnet Rhizom eine Art der Wurzelbildung bestimmter Pflanzenarten; in dem 1976 erstmals vorabgedruckten Einleitungskapitel zum zweiten Teil von „Capitalisme et Schizophrenie“ benutzen G. Deleuze und F. Guattari diesen Begriff zur programmatischen Kennzeichnung ihrer nicht-repräsentierenden Schreibweise. So wenig wie ein Rhizom als Wurzel ein Spiegelbild des oberirdischen Pflanzenteils ist, so wenig soll das Buch ein Bild der Welt sein. Es sei nicht möglich, Vielheiten durch diese auf einheitliche Weise repräsentierende Schreibweise und Theoriebildung angemessen darzustellen. Erst eine Schreibweise, die die R.e imitiert (die Zusammenhänge von oberirdischen und unterirdischen Pflanzenteilen, Knollen, Verästelungen, Sprossen und Würzelchen) verlässt das ermüdende Modell des Buchs als Bild der Welt. Die Merkmale des R.s als Modell sind: Allseitige Verkettung aller Teile miteinander, Verkettung von Heterogenem, Bestand aus uneinheitlichen Vielfalten auf verschiedenen Ebenen, Abbruch bisheriger Verteilungsmuster durch Beginn ganz andersartiger Praktiken, Karten statt Kopien. Während eine Struktur durch Punkte, Positionen und Relationen zwischen ihnen gekennzeichnet ist, ist ein Rhizom die Ausdehnung von Linien über Vielheiten von Dimensionen hinweg; während Struktur-Denken sich über Modelle in eine Abbild-Relation zur Realität zu setzen versucht, ist rhizomatisches Denken eine Bewegung der Realität selbst, die mit anderen Dimensionen der Realität „Rhizom macht“, wie die Autoren zu sagen belieben. Die Dreiteilung herkömmlicher Erkenntnistheorien von Repräsentationsbeziehung, Repräsentiertem und Repräsentierendem ist im Rhizom bedeutungslos geworden. Das Rhizom als Modell und Rhizomatik als eine Schreibweise poststrukturalistischen Denkens haben seit 1976 eine Zeitlang eine gewisse modische Aktualität gehabt; eine eigentliche wissenschaftliche Auseinandersetzung aber hat bisher nicht stattgefunden.



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