Meinung, öffentliche
In der Wirtschaftssoziologie:
public opinion, frz.: opinion publique, [1] die Gesamtheit mannigfacher, oft sich widersprechender Ansichten, Wünsche und Absichten der Mitglieder einer Gesellschaft.
[2] Die Gesamtheit der durch die Massenmedien verbreiteten Meinungen, die gesellschaftliche Wirkungen hervorrufen.
[3] Bezeichnung für eine (normative) Kommunikationsebene in einer Gesellschaft oder einem gesellschaftlichen Bereich. Sie ermöglicht es dem einzelnen, mit von der ö.n Meinung, öffentliche akzeptierten Chiffren zu sprechen und dafür eine Verständigungsebene voraussetzen zu können; jede von der ö.n Meinung, öffentliche abweichende Vorstellung bedarf der Begründung. Obwohl die ö. Meinung, öffentliche bestimmte Vorstellungen für ihren Bereich sachlich allgemein und sozial übergreifend festhält, kann sie ihnen dennoch keine zeitliche Dauerhaftigkeit verleihen. Damit bleibt die ö. Meinung, öffentliche permanent abhängig von der Produktion der ö.n M., von den Trägern der ö.n Meinung, öffentliche
[4] Sozialhistorische Bezeichnung für den politisch-gesellschaftlichen Konsens des dritten Standes in der bürgerlichen Gesellschaft seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das ökonomisch mächtige Bürgertum hatte nicht Teil an der politischen Herrschaft, deren Legitimität darin gesehen wurde, dass sie gerecht und dadurch konsensfähig war. Die ö. Meinung, öffentliche wird dem Bürgertum zur zentralen Kategorie für die Neubestimmung von Legitimität im Kampf um die Herrschaft. Dabei beinhaltet der Begriff ö. M.: a) die Meinung des Bürgertums ist die vernünftige Meinung im Gegensatz zu etwaigen Meinungen der Aristokratie oder des vierten Standes; b) aus dieser Vernunftsbezogenheit (Publikum, räsonierendes) leitet sich ab, dass die ö. M., d.h. die des Bürgertums, die Meinung der Gesellschaft überhaupt sein sollte; c) die Einbeziehung der ö.n Meinung, öffentliche in die Entscheidungen ist eine ständige Wahrheitskontrolle und garantiert einen harmonischen Fortschritt der Gesellschaft (Ordnung, natürliche). - Die ö. Meinung, öffentliche sollte als universeller Konsens die Herrschaft ersetzen, deren Legitimität nur darin liege, ihre eigene Abschaffung zum Zweck zu haben. G.W.el und K. Marx wiesen auf das Ideologische im Verständnis von ö.r Meinung, öffentliche hin, indem sie sie als Nur-Meinung entschleierten.
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