Lehrplan, heimlicher
In der Wirtschaftssoziologie:
hidden curriculum, Bezeichnung und Programmbegriff einer kulturanthropologisch inspirierten Arbeitsrichtung der Schul- und Unterrichtsforschung, die das offizielle und pädagogische Selbstverständnis der Schule (und anderer Bildungseinrichtungen) kritisieren will durch den Nachweis eines zweiten, eines h.n L.s.: Die Schule ermöglicht oder provoziert durch ihre institutionellen Arrangements (Abfolge von Unterrichtsstunden und Pausen, Kontrolle der Schüler auch ausserhalb des Lernens, Zusammenfassung in Klassen vor einem Lehrer usw.) andere als die pädagogisch gewollten Lernprozesse, z.B. dass man sich als Schüler durch Widerstand, Vortäuschung von Interesse oder Bravheit behaupten muss, dass die Mächtigen (die Lehrer) einander gegenseitig nicht kritisieren, sondern durch Kollegialität verbunden sind, dass auf dem Schulhof nicht die Noten zählen, sondern die Körperkraft, dass die hochgeschätzte Bildung im 45-Minutentakt zerstückelt angeboten werden kann usw. Kulturanthropologisch inspiriert ist diese Arbeitsrichtung der Schulforschung insofern, als sie sich darum bemüht, Schule und Unterricht von den wirklichen Vollzügen und nicht von der pädagogischen Programmatik her zu beschreiben.
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