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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Bildung

In der Wirtschaftssoziologie: ein nur im Deutschen gebräuchlicher und geistesgeschichtlich reicher Begriff, seit etwa zwei Jahrhunderten ein Zentralbegriff der Pädagogik, in verschiedenen Zusammensetzungen aber auch in der Soziologie verwendet. [1] In der älteren pädagogischen und auch literarischen Tradition meint Bildung die Herausarbeitung der inneren Vermögen der Menschlichkeit hin zu einer dem Individuum angemessenen Lebensform, die teilhat am Wesentlichen des Lebens (etwa am Reich der Ideen, an kultivierter Lebenshaltung, an der kulturellen Überlieferung, an der Betätigung der Vernunft). Bis heute einflussreich wurden die Gedanken von W. von Humboldt zu einer „allgemeinen Menschenbildung“, die vor jeder Ausrichtung auf die Zugehörigkeit zu Ständen und Berufen durch ästhetische, geschichtliche, sprachliche und mathematische Unterweisung alle zu einer ausgeglichenen und selbst bestimmten Individualität führen sollte. [2] Die neuere Pädagogik hat unterm sozialwissenschaftlich-psychologischen Einfluss zum Teil ganz auf den Begriff verzichtet (zugunsten von Erziehung, Sozialisation, Lernen, Qualifikation usw.), zum Teil Neuentwürfe zu Bildung vorgelegt, die meist traditionelle Motive mit solchen aus der neueren Debatte über Emanzipation, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zu verbinden suchen. [3] In der Soziologie wird Bildung meist „neutraler“, also ohne Anklänge an die geistes-und pädagogikgeschichtlichen Wurzeln verwendet und bezeichnet gewöhnlich die Entwicklung des Kindes und Jugendlichen zu individueller Handlungsfähigkeit und zu sozialer Kompetenz vermittels der vor allern in den staatlichen Bildungseinrichtungen möglichen Lern- und Sozialisationsprozesse (während Erziehung oft den im und durch das Elternhaus möglichen Lern- und Sozialisationsprozessen vorbehalten ist). In dieser „neutralen“ Bedeutungsverwendung stimmt die Soziologie überein mit der Sprache der Politik und der Bildungsreform.



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