Mentalitätsgeschichte
In der Wirtschaftssoziologie:
auch: Mentalitätenoder Mentalgeschichte, von der französischen Forschergruppe um die Zeitschrift „Annales“ (seit 1929) sowie englische Studien angeregte Arbeitsrichtung in der Geschichtswissenschaft, die, in kritischer Wendung gegen die Ereignisgeschichte und die Hochbewertung traditioneller Quellen, Mentalitäten vor allem von historisch nicht hervorgetretenen Schichten und Gruppen untersucht. Mentalität wird dabei aufgefasst als kollektiv geteilte Weltsicht und Lebensanschauung von eigener, nicht mit sonstigen historischen Periodisierungen dek-kungsgleicher Dauer. Sie ist nicht (ohne weiteres) erschliessbar aus der schriftlich überlieferten Religions- und Ideengeschichte, sondern muss entdeckt werden anhand von Quellen, die über Alltagsleben und Lebenspraxis Auskunft geben (Gerichtsakten, Inschriften, Grabsteine, Votivbilder, Liedgut usw.). Gegenstände der Mentalitätsgeschichte sind u.a. Frömmigkeit und Aberglaube seit der beginnenden Neuzeit, die Eigenart des mittelalterlichen Weltbildes im Vergleich zum neuzeitlichen, die Kultur der Bauern, die kollektiven Sinnhorizonte der entstehenden Arbeiterschaft.
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