Gruppenorganisation, differentielle
In der Wirtschaftssoziologie:
auch: differentielle soziale Organisation, Bezeichnung für einen Typus sozialer Organisation, bei dem mehrere Gruppen miteinander in Beziehung stehen, die jeweils alternative und nicht miteinander in Einklang stehende Verhaltensmassstäbe besitzen, so dass ein Individuum, welches entsprechend den Normen und Werten einer Gruppe erzogen wird und sich entsprechend verhält, nach den Massstäben der anderen Gruppen als „abweichend“ gilt. Der Begriff wird insbesondere bei der Erklärung „kriminellen“ Verhaltens benutzt (E.H. Sutherland). Er berücksichtigt die Tatsache, dass Kriminalität nur nach den Massstäben der das delinquente Verhalten ablehnenden Gruppen (z.B. Polizei) als „abweichend“ angesehen werden kann, nicht aber nach den Massstäben der delinquenten Gruppen selbst. Daher wird der Begriff der d.n Gruppenorganisation, differentielle dem der „sozialen Desorganisation“ vorgezogen, denn als „Desorganisation“ kann das Vorhandensein von Gruppen mit kriminellen Verhaltensweisen häufig nur vom Standpunkt der Gruppen aus betrachtet werden, die dieses Verhalten ablehnen.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|