Gesellschaft, primitive
In der Wirtschaftssoziologie:
Wegen des möglichen abwertenden Beiklangs und der deutlich eurozentrischen Sichtweise wird p. Gesellschaft, primitive heute vorsichtig und distanziert verwendet. Alternative Begriffe haben sich aber entweder nicht gehalten (Naturvölker oder archaische Gesellschaften) oder (noch) nicht durchgesetzt (z.B. schriftlose aussereuropäische Gesellschaften). [1] Allgemeine Bezeichnung für Gesellschaften, die in der Geschichte früh aufgetreten sind.
[2] Gesellschaften, die heute neben feudalen, industriell entwickelten oder auf dem Wege zu solcher Entwicklung befindlichen Gesellschaften frühere Strukturprinzipien repräsentieren (z.B. Schriftlosigkeit, geringe soziale Differenziertheit, Geschichtslo-sigkeit im Sinne von einfacher Tradierung der Kulturmuster, gering entwickelte Herrschaftsstrukturen, fehlende Trennung von religiösen, ökonomischen und kulturellen Tätigkeitsbereichen). Eine p. Gesellschaft, primitive hat danach wichtige Schritte in der Geschichte hin zu den entwickelten Gesellschaften nicht vollzogen. Das Studium der p.n G.en erleichtert so den Zugang zur Analyse von Geschichte und Struktur der entwickelten Gesellschaften.
[3] Manche Autoren kritisieren die in
[2] gemachte Entwicklungsannahme, dass nämlich p. G.en Sozialformen bildeten, die den Entwicklungspfad zur modernen entwickelten Gesellschaft abgebrochen oder nicht gefunden haben, und betonen den Eigenwert der p.n G.en unter den Varianten der gesellschaftlichen Ordnung, die sich in der Geschichte der Menschheit herausgebildet haben (betonen auch, dass die zeitgenössischen p.n G.en das Ergebnis einer ebenso langen Geschichte sind wie die modernen, also nicht Abbild menschheitsgeschichtlich früher Formen).
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