Geschichte, serielle
In der Wirtschaftssoziologie:
Methode der Geschichtsdarstellung, die auf die Annales- Schule zurückzuführen ist. {„Annales“ ist der Name einer französischen historischen Zeitschrift.) Sie setzt sich ab von der traditionellen Ereignis-Geschichte, die berichtenswerte Einzelereignisse zu einer im Prinzip einzigen, kontinuierlichen Geschichte anordnete. Die serielle Geschichtsschreibung versucht dagegen, Serien zusammenzustellen, dieses in der Überzeugung, dass es nicht die eine Zeit gibt, auf der sich die Ereignisse wie auf einer einzigen Perlenschnur aufreihen, sondern dass Ereignisse unterschiedlichen „Zeiten“ zuzuordnen sind, so dass sich plurale Serien von Ereigniskonstellationen ergeben. Diese Serien ordnen sich nicht einer einzigen übergeordneten Serie ein, so dass Geschichte in der seriellen Geschichtsschreibung wahrscheinlicher diskontinuierlich als kontinuierlich erscheinen wird. Die wirtschaftliche Krise Frankreichs im 18. Jh. (E. Labrousse) ist beispielsweise eine mehrdimensionale Krise, aus verschiedenen Serien zusammengesetzt; Einzelereignisse können sehr wohl Bestandteile von mehreren solcher Serien sein. Das Einzelereignis ist für die serielle Geschichtsschreibung damit letztlich nicht entwertet, sondern im Gegenteil enorm aufgewertet dadurch, dass es nicht die einfache Voraussetzung der Geschichtsschreibung darstellt, sondern ihre komplexe, durch Serienzugehörigkeiten konstruierte wissenschaftliche Tatsache.
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