Toleranz, repressive
In der Wirtschaftssoziologie:
Nach H. Marcuse (1965) wirkt sich die Toleranzidee in fortgeschrittenen demokratischen Gesellschaften repressiv aus; sie stabilisiert die bestehenden Herrschaftsverhältnisse, indem sie unterschiedslos im Rahmen des sozialen Ganzen alles Bestehende billigt und damit jede Form von Kritik zu nicht-systemgefährdend immunisiert. Kritik und Protest können nämlich durch das Toleranzprinzip immer nur von innen gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse wirken und können damit nicht die Gesellschaft in Frage stellen, weil nach Marcuse die bestehenden antagonistischen Gesellschaften nur noch von aussen negiert und aufgehoben werden können. Unterdrückte Minderheiten haben ein „Naturrecht“ auf Widerstand mit aussergesetzlichen Mitteln, wenn die Toleranz heute wieder die Idee werden muss, die sie war: „ein parteiliches Ziel, ein subversiver, befreiender Begriff und als ebensolche Praxis“.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|