Inzesttabu
In der Wirtschaftssoziologie:
das Verbot der Heirat oder der Aufnahme sexueller Beziehungen innerhalb einer Verwandtschaftsgruppe. Was jeweils als Verwandtschaftsgruppe in diesem Sinne gilt, variiert von Gesellschaft zu Gesellschaft, von Epoche zu Epoche; das Verbot selbst gilt in allen bekannten Gesellschaften (mit wenigen Ausnahmen bei Herrscherfamilien, vgl. die altägyptischen Pharaonen). Auch in den industriell entwickelten Gesellschaften ist das Verbot nicht ganz identisch mit dem Verbot sexueller Beziehungen zu nahen Blutsverwandten. In den meisten Gesellschaften spielt das Verbot als Strukturvorschrift für Familien und Gruppen eine wichtige Rolle. In der Lehre von S. Freud hat es eine zentrale theoretische Funktion. T. Parsons (1954) hat versucht, das Inzesttabu weniger als Verbot denn als Aufforderung an das Kind zu verstehen, seine Herkunftsfamilie zu verlassen und dadurch zu übergreifenden sozialen Verbindungen und Verflechtungen beizutragen.
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