Bewegung, chiliastische
In der Wirtschaftssoziologie:
millenaristische Bewegung, [1] eine christliche Bewegung, die den plötzlichen und baldigen Untergang dieser Welt und den ihm folgenden Beginn des Tausendjährigen Reiches erwartet, wie es in den apokalyptischen Teilen der Bibel prophezeit ist. Die c. Bewegung, chiliastische rechnet mit dem Umschlag von dieser, wie vorausgesagt, moralisch immer schlechter und gewaltsamer werdenden Welt in eine Epoche der Glückseligkeit für nur ihre Anhänger, da die übrige Menschheit vernichtet werde. Die c. Bewegung, chiliastische tendiert weniger zum Umsturz der bestehenden Sozialordnung, da damit das Ende nur verschoben werde, sondern vielmehr zur bewussten Bildung einer Gegengesellschaft, die mit der bestehenden Gesellschaft nichts mehr gemein haben will. Ein Beispiel ist die Täuferbewegung in Münster (1534/35).
[2] Im übertragenen Sinne Bezeichnung für soziale Bewegungen, die die soziale Entwicklung teleologisch-dualistisch verstehen, d.h. die Gesellschaft könne nur entweder einen zeitlos glücklichen Zustand anstreben oder aber zugrundegehen. Als Beispiele gelten der andalusische Dorfanarchismus (etwa 1872 bis 1936) und die sizilianischen Bauernbewegungen (ab 1875).
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